Jugendarbeitslosigkeit

Interview mit Mirka Costanzi.

Die Jugendarbeitslosigkeit steigt rasant. Gleichzeitig werfen manche der Jugend vor nicht arbeiten zu wollen. Trifft dieses Argument zu?

Dieses Argument ist abwegig. Zuerst muss man daran erinnern, dass man mindestens 25 Jahre alt sein muss um das garantierte Mindesteinkommen (RMG) zu bekommen. Das erklärt übrigens warum so viele junge Menschen mittellos sind. So wie alle Leute möchte auch die Jugend eine Zukunftsperspektive haben. Nach den Eurostat-Zahlen lag die Arbeitslosenrate der unter 25jährigen in Luxemburg Ende Juni 2013 bei 19,7 %. Was heißt das konkret? Dass sie noch immer bei den Eltern wohnen müssen, dass sie weniger Intimleben haben, dass sie keine Pläne für die Zukunft machen können. Ich kenne sehr wenige junge Menschen, die mit dieser Situation zufrieden sind. Es ist zu einfach der Jugend die Schuld zu geben und zu sagen, sie müsste ihre „Mentalität“ ändern.

Aber es gibt doch viele freie Arbeitsplätze?

Die Arbeitsplätze, die man den jungen Menschen anbietet, sind sehr oft unterbezahlt und unsicher. Das heißt, dass Jugendliche mit oder ohne Ausbildung immer öfter befristete Arbeitsverträge annehmen müssen. Dies ist vielleicht besser als nichts. Aber auf diese Weise wird es unmöglich, längerfristige Pläne für sein Leben zu machen. Es ist auch eine Gesellschaftsfrage: Muss man in dauernder Angst um die Zukunft leben? Muss man immer in Konkurrenz mit allen anderen stehen? Wir wollen eine Gesellschaft der Solidarität anstatt der Konkurrenz.

Aber die Regierung hat doch Initiativen zugunsten der Beschäftigung von jungen Menschen ergriffen?

Diese berüchtigten CAE- und CIEVerträge für junge Arbeitsuchende? Diese Verträge, die zum größten Teil von den Steuerzahlern finanziert werden, machen nicht nur aus den jungen Menschen billige Arbeitskräfte für die Unternehmer. Sie haben auch noch den perversen Effekt, die Löhne der jungen Beschäftigten nach unten anzugleichen. Anstatt eine wirkliche
Wirtschafts- und Industriepolitik zu führen, erfindet Luxemburg, wie die anderen Länder in Europa, immer neue Tricks, um die Löhne zu senken.

Was muss man denn tun?

Man muss vor allem eine andere Wirtschaftspolitik machen. Zum Beispiel muss man etwas gegen missbräuchliche Kündigungen unternehmen. déi Lénk haben einen Gesetzvorschlag eingebracht, der profitable Unternehmen daran hindern soll Arbeitsplätze abzubauen. Der Staat muss auch in die Wirtschaft eingreifen, um nachhaltige wirtschaftliche und industrielle Projekte zu unterstützen. Die Bevölkerung unseres Landes wächst von Jahr zu Jahr. Es sind viele Dienste für die Bürger zu leisten. Und damit Arbeitsplätze zu schaffen. Für alle, aber auch gerade für die Jugend.

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