Als feministisches Netzwerk der Europäischen Linken nehmen wir den diesjährigen Internationalen Frauentag, eine sozialistische Tradition seit 105 Jahren, zum Anlass, um gegen die zunehmende Zerstörung unserer Gesellschaften in den Ländern, in denen wir leben ebenso wie auf dem Planeten, den wir bewohnen, zu protestieren. Der Wohlstand, den wir in Europa genießen, muss umverteilt werden, und zwar auf nationalstaatlicher, europäischer und globaler Ebene, da er auf der Ausbeutung von Menschen und Ressourcen im Rest der Welt beruht. Überall auf der Welt gehören Frauen zu den ärmsten Mitgliedern ihrer jeweiligen Gesellschaften, obwohl wir bis zu dreimal so viel arbeiten wie Männer. Aber unsere Arbeit wird nicht als gleichwertig mit jener angesehen, die von Männern verrichtet wird. Mit unbezahlter oder schlecht bezahlter Sorgearbeit belastet und von einem männlichen Ernährer versorgt gedacht, können Frauen oftmals kein finanziell eigenständiges Leben führen. Darüber hinaus ist die in den letzten Jahren erfolgte Umsetzung der Austeritätspolitik in Europa in ihren Auswirkungen keineswegs geschlechterneutral. Frauen leben in Situationen extremer Unsicherheit bezüglich ihrer Arbeitsplätze und werden immer mehr in Richtung Prekarität und undokumentierter Arbeit gedrängt, wo ihre grundlegenden Arbeitsrechte mit Füßen getreten werden. Auch haben die dramatischen Kürzungen sozialstaatlicher Leistungen dazu geführt, dass die mit der Betreuung und Pflege unversorgter und abhängiger Familienmitglieder verbundenen Belastungen immer mehr den Frauen zugeschoben werden. Deshalb fordern wir: Arbeitsplätze, für die der Grundsatz der „gleichen Bezahlung für gleichwertige Arbeit“ gilt, angemessene Pensionen und den Zugang zu Sozialleistungen.
Während das Leben von immer mehr Menschen und die Beziehungen zwischen uns durch Ausbeutung, Gewalt und Krieg gekennzeichnet sind, fahren diejenigen, die dieses System errichtet haben und es aufrechterhalten, weiterhin die Früchte unserer Arbeit ein, gefährden die Existenz unseres Planeten und versuchen Frauen nach dem Abbild von Männern umzuformen. Während Not und Mangel, Hunger und Tod, Krieg und Bürgerkrieg zu den charakteristischen menschlichen Existenzweisen werden, bleiben immer mehr Menschen dem Kampf ums nackte Überleben und dem Kampf gegeneinander überlassen. Dies ist menschlicher Wesen nicht würdig. Deshalb richten wir unsere Aufmerksamkeit auf jene, die für diesen globalen Zustand verantwortlich sind, d.h., nicht nur PolitikerInnen, sondern (Finanz-) Kapitalisten, die sich die Erträge unserer Arbeit in Form von Profiten aneignen und aus unseren Gesellschaften jene Ressourcen abziehen, die diese so dringend bedürfen und die nicht zuletzt den Frauen vorenthalten werden. Aber nur die Politik kann das verändern und wenn wir unsere Vision eines anderen Europa und einer anderen Welt realisiert sehen wollen, müssen wir als Aktivist/innen jene Politik ermächtigen, die unserem Wunsch nach Frieden, sozialer und wirtschaftlicher Gerechtigkeit und einem von Sorge füreinander geprägten Zusammenleben der Menschen Rechnung trägt.
Als Frauen wissen wir, dass sexistische Gewalt überall in unserem Leben stattfindet und viele Formen annimmt. Dieses ganze Gewaltsystem – strukturell, körperlich und psychisch – muss in Angriff genommen werden und nicht erst, wenn die Täter als ‚Männer, die einer anderen Kultur angehören‘ identifiziert werden können. Als linke Feministinnen weigern wir uns, von einem rassistischen Diskurs und ebensolcher Politik für ihre Zwecke benutzt zu werden.
Als Feministinnen der Europäischen Linken fordern wir ein Ende jedweden Waffenhandels und fordern wir eine europäische Außenpolitik der Friedensstiftung und -erhaltung. Angesichts der gegenwärtigen militärischen Konflikte und der himmelschreienden ökonomischen Ungleichheit auf diesem Planeten fordern wir eine Politik der offenen Grenzen für jene, die um ihr Leben fürchten und Zuflucht in Europa suchen. Unsere besondere Solidarität gilt allen Frauen, die für bessere Lebensbedingungen überall auf der Welt kämpfen.
Als EL-FEM weigern wir uns, Teil dieses patriarchalen und kapitalistischen Wahns zu sein, der immer mehr Menschen das Leben kostet – jedes einzelne ein Leben, das von Frauen geschenkt wurde –, der immer mehr natürliche Ressourcen verschlingt und weltweite Solidarität untergräbt.
Als linke Feministinnen sind wir solidarisch mit allen Frauen dieser Welt!