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Vortrag Ingar Solty: Marxistische Ökonomie und autoritärer Kapitalismus

Vortrag Ingar Solty: Marxistische Ökonomie und autoritärer Kapitalismus

In den Schulen und Hochschulen, aus der Mainstream-Politik und durch die großen Medienkonzerne wurde uns in den vergangenen Jahrzehnten beigebracht, dass der Kapitalismus in seiner neoliberalen Form und eine „marktkonforme Demokratie“ die beste Art und Weise sei, technologische Innovation und Fortschritt sowie wirtschaftliche und politische Stabilität zu garantieren.

Die eineinhalb Jahrzehnte seit der globalen Finanzkrise haben dieses Vertrauen erschüttert. Der Kapitalismus stolpert von einer Krise in die nächste, die soziale Frage brennt – national wie global – unter den Nägeln, wachsende Ungleichheit zwischen und innerhalb der Staaten, grassierende Unsicherheit und Abstiegsängste haben zu einem Vertrauensverlust in die Leistungsfähigkeit der liberalen Demokratie geführt und auch den Aufstieg der extremen Rechten befördert. Die scheinbar unvermeidliche Klimakatastrophe ist wohl das größte Marktversagen in der Menschheitsgeschichte. Und auch die Coronakrise hat das Vertrauen in die Funktionsfähigkeit des liberalkapitalistischen Westens weiter erschüttert. 

Vor diesem Hintergrund ist die Geschichte wieder offen. Die Systemfrage wird wieder gestellt, gerade von einer Generation junger Menschen, die sich mit der kaputten Welt von heute nicht abfinden, sich nicht in ihr einrichten wollen. Wir fragen darum: Was hat die Zivilisationskrise von heute mit der Funktionsweise des Kapitalismus zu tun? Warum gelingt es dem Kapitalismus offenbar immer schlechter, die großen Menschheitsprobleme – Armut, Unsicherheit, Geschlechterungleichheit, ökologische Zerstörung und Krieg – zu überwinden? Oder produziert er sie ganz systematisch und, wenn ja, wie genau? Soll, ja darf der Kapitalismus das Ende der Geschichte sein? Wie kann er es sein, wenn er das Ende der menschlichen Zivilisation auf diesem Planeten zu einer realistischen Perspektive macht? Und wie könnte eine andere, stabilere und gerechtere (Welt-)Wirtschaftsordnung aussehen? Wie müsste eine sozialistische Wirtschafts- und Eigentumsordnung auf der Höhe der Zeit des 21. Jahrhunderts gestaltet sein? Wie müsste sie gestaltet sein, damit sie Mängel und Fehler des ersten historischen Sozialismusversuchs vermeidet?

Zur Biografie: Ingar Solty ist Referent für Außen-, Friedens- und Sicherheitspolitik am Institut für Gesellschaftsanalyse der Rosa-Luxemburg-Stiftung in Berlin. Letzte Buchveröffentlichungen: „Auf den Schultern von Karl Marx“ (Mithrsg., 2021), „Die Literatur in der neuen Klassengesellschaft“ (Mithrsg., 2020), „Der kommende Krieg: Der USA-China-Konflikt und seine industrie- und klimapolitischen Konsequenzen“ (2020), „Richtige Literatur im Falschen: Schriftsteller – Kapitalismus – Kritik“ (Mithrsg., 2016), „Exportweltmeister in Fluchtursachen: Die neue deutsche Außenpolitik, die Krise und linke Alternativen“ (2016) und „Die USA unter Obama: Charismatische Herrschaft, soziale Bewegungen und linke Alternativen“ (2013).

Der Vortag ist in deutscher Sprache. Um am Webinar teilzunehmen, melden Sie sich bitte hier an.