Nach den Attentaten von Paris: Eine erste innenpolitische Bilanz

Nach einer Woche der Wut und der Trauer über die massenmörderischen Attentate gegen die Bevölkerung von Paris hat das Koordinationsbüro von déi Lénk eine erste Bilanz hinsichtlich der Sicherheitspolitik gezogen:

Erste Untersuchungsergebnisse zeigen, dass die Straftäter nur oberflächlich religiös motiviert waren. Sie wurden von den Anwerber*innen und Drahtzieher*innen von Daesh, die allerdings auf religiöse Spannungen setzen, für ihre eigenen Machtinteressen instrumentalisiert. Es geht um Kriminalität, nicht um Religion.

Vorbeugung sowie Bestrafung dieser neuen Art der Kriminalität müssen deshalb punktuell und vorrangig das kriminelle Milieu, die Anwerber*innen, die Strippenzieher*innen und den Waffenhandel anvisieren. Das ist Aufgabe der Polizei, die hierzu die nötigen Mitarbeiter*innen erhalten muss.

Das Strafgesetzbuch bietet bereits heute viele Mittel zur Terrorismusbekämpfung, die nur angewandt werden müssten. Aufrufe zur Gewalt im Internet stehen bereits heute unter Strafe, wie auch jeder andere Aufruf zum Hass. Trotzdem sieht ein Ende 2014 von der Regierung eingereichtes Gesetzesvorhaben zur Reform der Terrorismusbekämpfung die vom Staatsrat scharf kritisierte Ausdehnung der drakonischen Strafen auf diffuse Handlungen vor, die weit im Vorfeld wirklicher Straftaten geschehen. Hier wird ein Bruch mit den strafrechtlichen Grundregeln und Garantien vollzogen.

Alle vom Staatsrat diesbezüglich vorgebrachten Bedenken wurden letzte Woche von der juristischen Kommission des Parlamentes und allen voran von LSAP-Fraktionschef Bodry vom Tisch gewischt. Bodry genügte als Begründung für dieses mehr als fragwürdige Vorgehen, es sei nunmehr die Zeit gekommen, ein politisches Signal zu setzen.

Dabei haben sich gerade die geheimdienstlichen Raster der Früherkennung einer religiösen Radikalisierung, die in Gewalt mündet, in Frankreich als ungeeignet erwiesen, konkrete Gefahren zu erkennen und zu verhindern. Was wir stattdessen im Vorfeld brauchen, ist eine gesellschaftliche Arbeit mit deklassierten Jugendlichen, um zu verhindern, dass sie gewaltbereiten Anwerber*innen zum Opfer fallen.

Wir warnen deshalb auch davor, von der „Gunst der Stunde“ zu profitieren, um flächendeckende Überwachungsprogramme aufzubauen, die auch zu anderen Zwecken als dem der gezielten Verbrechensbekämpfung und –vorbeugung gebraucht werden können (massenhafte Datenspeicherungen, Integration der Geheimdienste mit diffusen Zielsetzungen).
Langfristig können nur die Reduzierung der Ungleichheiten, der Stopp des Rüstungshandels und die friedliche Kooperation weltweit die Gewalt stoppen. Kurz- und mittelfristig sollen die Finanzierungsquellen von Daesh identifiziert und ausgetrocknet werden. Dafür tragen die westlichen Länder – auch Luxemburg mit seinem weltweiten Finanzplatz – immer noch die Hauptverantwortung.

Question parlementaire relative au Migrant Integration Policy Index

Luxembourg, le 10 juillet 2015

Concerne : Question parlementaire relative au Migrant Integration Policy Index

Monsieur le Président,

Conformément à l’article 80 du Règlement de la Chambre des Députés, je vous prie de bien vouloir transmettre cette question parlementaire adressée à Monsieur le Premier Ministre, Ministre d’Etat, Madame la Ministre de la Famille et de l’Intégration, Monsieur le Ministre de l’Education Nationale, Monsieur le Ministre du Travail et de l’Emploi ainsi qu’à Monsieur le Ministre de la Justice.

Selon le Migrant Integration Policy Index, dénommé « MIPEX », le cadre dans lequel se situe la situation luxembourgeoise de l’intégration est considéré comme étant positif. Toutefois, certains domaines semblent devoir bénéficier d’une attention supplémentaire.

1) Je voudrais savoir de Madame la Ministre de l’Intégration et de la Famille quelles sont les conclusions que le gouvernement tire de MIPEX concernant le Plan d’Action National d’Intégration ?

Par ailleurs, Madame la Ministre est-elle d’avis qu’une évaluation et un renforcement du Contrat d’accueil et d’intégration est nécessaire ?

Je voudrais savoir de Monsieur le Ministre de l’Education Nationale quelles sont les conclusions que le gouvernement tire de MIPEX concernant l’éducation nationale ?

Je voudrais savoir de Monsieur le Ministre de la Justice quelles sont les conclusions que le gouvernement tire de MIPEX concernant la réforme de la loi sur la naturalisation ?

2) D’une manière générale, mais particulièrement lors de la dernière campagne référendaire, la question de la langue luxembourgeoise a traversé les débats.

Que prévoit le gouvernement pour renforcer le multilinguisme, dont la langue luxembourgeoise, plus précisément en matière de congé linguistique.

Dans ce sens, je voudrais savoir de Monsieur de Ministre du Travail et de l’Emploi :

– combien y eu-t-il de bénéficiaires de ce congé en 2014 ?
– avec un solde migratoire de 10.000 personnes par an, le champ de ce congé sera-t-il étoffé en volume d’heures et étendu à d’autres langues que le luxembourgeois ?

Toujours dans ce contexte, je voudrais poser les questions suivantes à Madame la Ministre de la Famille et de l’Intégration :

– l’offre de cours de langue sera-t-elle augmentée dans le cadre du CAI ?
– la proposition d’aller voir sur place les « Integrationskurse » fonctionnant par exemple à Trêves a-t-elle une chance d’être entendue?

3) Finalement, je voudrais savoir de Monsieur le Ministre d’Etat si le Gouvernement se sent concerné par l’Appel du 6 juin (en annexe), certes adressé au président de la Chambre, mais relevant des compétences de nombreux Ministères ?

Que pense le Gouvernement de l’exemple allemand relatif à une « table ronde » cité dans cet appel ?

Avec mes salutations respectueuses,

David Wagner
Député

Complément d’information: Appel du 06 juin

-> Réponse

Neues Gefängnis in Sanem: déi Lénk für ein Umdenken in der Strafpolitik

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Im Parlament wurde heute über den Bau des neuen Untersuchungsgefängnisses in Sanem debattiert und abgestimmt.

Als einziger Redner hat der Abgeordnete von déi Lénk Serge Urbany fundamentale gesellschaftlichspolitische Fragen über Sinn und Zweck unseres Strafvollzugs und insbesondere harter Gefängnisstrafen  aufgeworfen.

Die neue Untersuchungshaftanstalt in Sanem soll für 400 Untersuchungshäftlinge Platz bieten. Diesem  Ausbau der Gefängniskapazitäten um mehr als 50% liegt die verstörende Annahme zugrunde, dass die Gefängnisbevölkerung in den nächsten Jahren weiter stark ansteigen wird. Doch wie sieht die Realität in unseren Gefängnissen aus?

Fast ein Drittel der derzeitigen Gefängnisbevölkerung sitzt wegen Drogendelikten ein. Rechnet man kleinere Beschaffungsdelikte, wie zum Beispiel Diebstahl, mit hinzu, steigt dieser Anteil noch weiter an. Eine andere, nicht repressive Drogenpolitik könnte hier für eine entscheidende Entlastung sorgen. Ein solcher Paradigmenwechsel in der Drogenpolitik wäre  umso wichtiger, wenn man bedenkt, dass das Einsperren von Drogenabhängigen deren Sucht nicht behandelt, sondern sie im Gegenteil eher verschlimmert.

Daneben forderte Serge Urbany ein grundlegendes Umdenken in der Strafpolitik, die in den letzten Jahren ständig verschärft wurde und warf die Frage auf, ob es nicht an der Zeit wäre eine grundsätzliche Debatte über Alternativen zu Gefängnisstrafen zu führen. Eine solche Debatte hätte auch vor dem Bau eines neuen Gefängnisses geführt gehört.

Das Gesetz zum Bau des Gefängnisses wurde schließlich mit den zwei Gegenstimmen von déi Lénk gut geheißen.

Question parlementaire concernant la composition de la population pénitentiaire

Monsieur le Président,

Conformément à l’article 80 du règlement de la Chambre des Députés, je vous prie de bien vouloir transmettre à Monsieur le Ministre de la Justice la question parlementaire suivante concernant la composition de la population pénitentiaire:

– Comment est composée la population pénitentiaire par rapport aux types de condamnations ou d’accusations pour les détenus condamnés, respectivement pour les détenus préventifs?

– Comment cette composition a-t-elle évolué au fil des dernières années?

– Quel pourrait-être l’impact d’une réforme des peines sur le nombre et la composition de la population pénitentiaire condamnée ou détenue préventivement ?

 

Respectueusement,

Justin Turpel

Député

-> Réponse

CSV-Staatsminister sollen endlich reden

Die Aussagen des ehemaligen Untersuchungsrichters und heutigen hohen Strafrichters Prosper Klein gestern im Zeugenstand des Bombenlegerprozesses hatten selber die Auswirkung einer Bombe.

Er habe sich damals nicht vorstellen können, dass es in Luxemburg organisierte Leute in einer Institution geben würde, die mit dem Segen von allerhöchster Stelle systematisch und mit einer solchen Konsequenz solche Attentate durchführen könnten, meinte der hohe Richter, der sich selber damals als naiv bezeichnete, sich aber auch im Rückblick an die zahlreichen Behinderungen der Untersuchung erinnerte. Könne z.B. ein Generalstaatsanwalt sich nicht gegen den Gendarmerie-Kommandaten wehren, dann seien “andere Kräfte am Werk”, lautete eine der Kernaussagen des Zeugen Prosper Klein. Dieser sprach von einer “Putschistenmentalität” gegenüber der zivilen Justiz in hohen Offizierskreisen und empfand es als einen noch viel grösseren Skandal, dass Justiz- und Polizeiminister Frieden später noch von einem Krieg zwischen Justiz und Polizei sprechen konnte. Der Richter im Zeugenstand wies in diesem Zusammenhang auch auf den Machtgewinn des Polizeiapparates heute hin: “Den Direkter vun der Police huet haut méi Klabessen ënnert sech, wéi de Chef vun der Arméi.”

Die Aussage von Prosper Klein, dass es sich hier um eine Staatsaffäre handele, ist ohne Zweifel ein wichtiger Wendepunkt im Prozess.

Es geht hier längst nicht mehr um eine Strafangelegenheit gegen zwei untergeordnete Offiziere. Es handelt sich hier um den grössten politischen Sicherheitsskandal des letzten Jahrhunderts, mit evidentem aussenpolitischen Hintergrund, ohne den das unvorherstellbare Ausmass der Affäre nicht zu verstehen ist, wie übrigens auch Aussagen, u.a. vom ehemaligen Geheimdienstchef Marco Mille, vor dem SREL-Untersuchungsausschuss bestätigt haben.

Für déi Lénk ist die politische Verantwortung der während den bisherigen Ermittlungen für den Staats- und Sicherheitsapparat zuständigen Minister, allen voran aber die CSV-Staatsminister Jacques Santer und Jean-Claude Juncker, nunmehr engagiert.

Der Deputierte von déi Lénk, Serge Urbany, meinte hierzu: “Der CSV-Staat ist durch die bisherigen Aussagen im Bombenlegerprozess, und besonders durch die gestrigen Aussagen, schwer belastet. déi Lénk verlangen, dass beide Staatsminister jetzt mit der im Hintergrund verhängten Schweigepflicht brechen und alles sagen was sie wissen. Damit endlich auch alle Mitwisser auf den anderen Ebenen frei reden können. Solange das nicht geschieht, sind Demokratie und Rechtsstaat in grosser Gefahr!”

(Mitgeteilt von déi Lénk)

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