Antwort von déi Lénk an den Verband der luxemburger Medizinstudenten ALEM: www.alem.lu
Zu Recht stellt Ihr fest, dass in Europa Verkehrsunfälle nach wie vor die häufigste Todesursache in der Altersklasse der 15-29 Jährigen sind (2009: 34.500 tödliche Unfälle). Auch ist es eine Tatsache, dass die Zeit bis zur Erste-Hilfe-Leistung ausschlaggebend und prognostisch für das Überleben des Verunglückten ist und ein Erste-Hilfe-Kurs einige essentielle Maßnahmen lehren kann, die im Notfall zu treffen sind. Bis ein Rettungswagen, geschweige denn ein Notarzt an Ort und Stelle des Geschehens ist, kann wertvolle Zeit vergehen. Da der Ersthelfer das erste Glied in der Rettungskette bildet, ist er der Einzige der in dieser, für die Prognose wichtigen Situation etwas bewirken kann, woraus Ihr die Notwendigkeit ableitet, einen Erste-Hilfe-Kurs beim Belegen der Führerscheinprüfung im Großherzogtum einzuführen.
Prinzipiell können wir dieses Anliegen unterstützen. Überhaupt sollte Erste-Hilfe-Maßnahmen bereits in der Schule gelehrt werden und ein angepasster Erste-Hilfe-Kurs spätestens beim Ablegen des Führerscheins erfolgen. Dennoch wollen wir vor einer einseitigen Sichtweise der Problematik der Verkehrsunfälle warnen.
Genauso wichtig wie ein Erste-Hilfe-Kursus ist es das Verständnis zu übermitteln, dass ein Auto ebenso gefährlich sein kann, wie eine Waffe, und deswegen ein angepasstes Benehmen beim Fahren zu lernen, um „Unfälle“ zu vermeiden! Autofahren ist nicht vor allem individuelle Freiheit, wie uns die Automobilindustrie und ihre Lobby vormachen wollen, sondern erfordert Respekt vor anderen Verkehrsteilnehmern und ein verantwortungsvolles Miteinander.
Auch scheint es uns wichtig, den öffentlichen Gemeinschaftstransport systematisch zu fördern, damit niemand auf Autofahren angewiesen ist um sich an seinen Studien- oder Arbeitsplatz zu begeben, Besorgungen zu erledigen oder für Freizeitaktivitäten. Deshalb setzen déi Lénk sich ein für einen umfassenden und flächendeckenden öffentlichen Transport, der das Autofahren im Prinzip überflüssig machen soll. Natürlich müssen Landesplanung und allgemeine Bebauungspläne dementsprechend angepasst werden.
Auch sollen die Straßen so gestaltet werden, dass übermäßige Geschwindigkeiten verhindert werden. Natürlich hat Verkehrssicherheit auch einen repressiven Aspekt, doch sollen bauliche und verkehrspsychologische Möglichkeiten zur Förderung der Verkehrssicherheit flächendeckend und der jeweiligen Ortslage entsprechend eingesetzt werden.
Nicht zuletzt pochen wir auf flächendeckende und qualitativ hochwertige Rettungsdienste. Die derzeitige Reform des Rettungswesens und die Schaffung eines gemeinsamen Rettungsdienstes soll unserer Auffassung nach als Ziel haben allen Menschen, unabhängig von ihrem Aufenthaltsort, innerhalb kürzester Zeit (7-10 Minuten) professionelle Hilfe zukommen zu lassen. Dazu gehören angepasste Verwaltungsstrukturen und die notwendigen Infrastrukturen auf nationaler, regionaler und lokaler Ebene, eine hochwertige Ausbildung für die professionellen und die freiwilligen Mitarbeiter/innen, sowie angepasste Arbeitsbedingungen und Motivation. Gerne legen wir Ihnen unsere Diesbezüglichen Vorschläge zur Reform des Rettungswesens bei (siehe Anhang).
Euren Fragebogen möchten wir wie folgt beantworten:
Sehen Sie die Ablegung eines Erste Hilfe-Kurses als notwendig an?
Auf jeden Fall!
Fühlen Sie (oder die Mehrheit von Ihnen) sich in der Lage in einer Notsituation Erste-Hilfe leisten zu können?
Dies können wir nicht stellvertretend für unser Kandidaten/innen und Mitglieder beantworten.
Würden Sie sich wünschen mehr über Erste-Hilfe zu wissen?
Ja, wir glauben, dies würden die meisten Menschen sich wünschen.
Unterstützen Sie unsere Forderung nach einer verpflichtenden Ablegung eines Erste-Hilfe-Kurses vor Erhalt des Führerscheins?
Ja, wir unterstützen dies Anliegen, meinen aber auch, dass beim Führerschein ein verantwortungsvoller Umgang mit dem Auto vermittelt werden muss.
Sind Sie der Auffassung, dass die Einführung eines Erste-Hilfe-Kurses sich vorteilhaft auf die Zahl der Straßenopfer in Luxemburg auswirken könnte?
Wenn der Erste-Hilfe-Kurses zu vorsichtigerem Fahren Anlass gibt, sicherlich; ein Erste-Hilfe-Kurses allein ändert nichts an der Zahl der Verkehrsunfälle, höchstens an deren rechtzeitigen Versorgung mit essentiellen Maßnahmen.
Sollte Ihrer Meinung nach ein Erste-Hilfe-Kurs verpflichtend sein oder wie bisher nur den Freiwilligen überlassen bleiben?
Erste-Hilfe-Maßnahmen sollten bereits in der Schule gelehrt werden; ein angepasster Erste-Hilfe-Kurs ist spätestens beim Ablegen des Führerscheins erforderlich.
Falls ihre Partei den Gesundheits- und/oder Transportminister stellt, was würden Sie in den ersten 100 Tagen unternehmen? Welche generellen Veränderungen möchten Sie verwirklichen und wie?
Landesplanung und allgemeine Bebauungspläne müssten angepasst werden, um einen umfassenden und flächendeckenden öffentlichen Transport zu ermöglichen, der das Autofahren mittelfristig überflüssig macht. Das Rettungswesen soll so reformiert werden, dass allen Menschen, unabhängig von ihrem Aufenthaltsort, innerhalb kürzester Zeit professionelle Hilfe zukommt.
Welche Forderungen stellen Sie in Sachen Verkehrssicherheit?
Straßen sollen so gestaltet werden, dass übermäßige Geschwindigkeiten verhindert werden. Insbesondere sollen bauliche und verkehrspsychologische Maßnahmen zur Förderung der Verkehrssicherheit umgesetzt werden.