Widersprüche

Zu Gast am Land

Die LSAP erklärt seit Jahren, dass deregulierter Freihandel die bestmögliche Form des Wirtschaftens sei. Kurz darauf heißt es, man habe Verständnis für den gesellschaftlichen Widerstand und dank ihrer – der LSAP – seien die Bedenken der Zivilgesellschaft nun in das Freihandelsabkommen eingeflossen, um im gleichen Atemzug zu sagen, dass sich eigentlich nichts geändert habe… da man ja schon immer Recht gehabt habe, dass der liberale Freihandel ein Segen sei und die zivilgesellschaftlichen Gegner: Spinner.

Widersprüche erkennen und fruchtbar machen, heißt Dialektik. Widersprüche ignorieren und trotzdem das Gleiche und sein Gegenteil behaupten, ist schizophren.

Ähnlich verhält es sich mit dem Thema „Arbeit“: da heuert Wirtschaftsminister Schneider (LSAP) einen Pop-Ökonomen an, der seit Jahren das Gleiche und sein Gegenteil behauptet, um seine widersprüchlichen Thesen auf Luxemburg zu deklinieren.

Jeremy Rifkins Ausgangspunkt ist und bleibt aber erstaunlich altbacken: durch Digitalisierung und Robotisierung wird zukünftig immer weniger menschliche Arbeitskraft gebraucht, um Waren und Dienstleistungen zu produzieren. Klingt irgendwie bekannt.

Wer jetzt denkt, die Sozialdemokratie hätte sich ihrer Wurzeln besonnen, die eben jenes bereits vor mehr als 100 Jahren sagten, irrt.

Es geht nicht darum, durch technologischen Fortschritt die Lebensbedingungen der Menschen und ihrer Umwelt zu verbessern und die offensichtlichste aller Maßnahmen voranzutreiben, nämlich die Arbeitszeit substantiell zu verkürzen. Nein, auch bei Rifkin geht es um die (kapitalistische) Frage, wo denn noch Gewinne erwirtschaftet werden können, wenn der Faktor „Arbeit“ zukünftig immer weniger ausgebeutet werden kann.

Dieser feine Unterschied führte eingangs zu Missverständnissen und erklärt sowohl, weshalb sich die anfängliche Skepsis der Wirtschaftsverbände in eine regelrechte Goldgräbereuphorie gewandelt hat, als auch den wachsenden Widerstand der Gewerkschaften und Umweltverbände (Land 7.10.16).

Zu einem Zeitpunkt einer umfassenden Rekordarbeitslosigkeit, indem das « Ende der Arbeit » vorhergesagt wird, drängen LSAP-Minister auf die Verlängerung der Lebensarbeitszeit (Rentenreform 2012, geplante Abschaffung der Préretraite Ajustement 2016), beziehungsweise auf eine weitere liberale Flexibilisierung der Arbeitszeit (Reform PAN 2016). Das ist ein offener Widerspruch.

Ein Kernelement der Geschichte fortschrittlicher Bewegungen war aber neben dem Kampf für anständige Löhne, immer auch die Reduzierung der Arbeitszeit. Dies auf zwei Ebenen: die Begrenzung der Lebensarbeitszeit durch die Einführung eines solidarischen Rentensystems und die Begrenzung der Wochenarbeitszeit.

Dies ist für Linke deshalb so bedeutend, weil es ein Gewinn an Selbstbestimmung des lohnabhängigen Menschen bedeutet und Ausdruck des zivilisatorischen Fortschritts einer Gesellschaft ist.  Die schrittweise Begrenzung der Wochenarbeitszeit auf 52, 48, 44 und schließlich auf 40 Stunden und die Absenkung des Renteneintrittsalters sind wichtige Elemente hiervon.

Diese Entwicklung wurde aber seit dem Vorpreschen des Neoliberalismus in den 70er Jahren zuerst ausgebremst, dann umgekehrt. Genau hier gilt es, den Hebel anzusetzen: die schrittweise Herabsetzung der Arbeitszeit muss wieder auf die politische Tagesordnung. Sie ist ein zentrales Element einer Politik, die die Fähigkeit zurückgewinnen will, eine gesellschaftliche Perspektive zu eröffnen und sozialen Fortschritt für Menschen greifbar zu machen.

Schluss mit der Schizophrenie. Her mit dem guten Leben.

Marc Baum, Abgeordneter déi Lénk

déi Lénk als eenzeg géint Ënnerschrëft vu CETA

No enger Deklaratioun iwwer CETA vum Ausseminister Jean Asselborn gouf am Parlament nach eng Kéier iwwer d’Fräihandelsofkommes mat Kanada debattéiert. D’Regierungsparteien an d’CSV hunn an dem Kader eng Motioun zum Vote bruecht, déi d’Regierung opfuerdert dëse Weekend um Conseil Européen fir d’Ënnerschrëft vu CETA ze stëmmen. déi Lénk hu géint des Motioun gestëmmt a waren als eenzeg géint d’Ënnerschrëft vum CETA-Accord.

CETA : déi Lénk félicite le Parlement wallon

déi Lénk salue de vive voix la décision du Parlement wallon de ne pas donner les pleins-pouvoirs au gouvernement fédéral belge pour signer CETA. Les députés PS, CDH, Écolo et PTB ont voté ce matin contre l’accord de libre-échange avec le Canada et demandent une remise à plat des négociations. Ce vote signifie que le Ministre des Affaires étrangères belge ne pourra pas donner son accord mardi prochain à une signature de CETA.

Nous rappelons que déi Lénk avait introduit en mai une motion à la Chambre des Députés qui poursuivait le même objectif. Cette motion avait alors été rejetée avec les voix du CSV, DP, LSAP, déi Gréng et ADR.

Au vue de ce vote du parlement wallon et considérant également l’avis juridique très critique de la CSL par rapport à la déclaration interprétative qui a été publié hier, nous espérons que le gouvernement luxembourgeois, et notamment les ministres LSAP et déi Gréng, prenne enfin note des critiques exprimées par une large partie de la population et retire également son soutien à cet accord qui met en péril les fondements démocratiques de notre société.

Europa besser erklären?

Zu Gast am Land

„Wir müssen Europa besser erklären“, verkündete EU-Kommissionspräsident Jean-Claude Juncker in seiner Rede zur Lage Europas und den Zuhörer beschlich das ungute Gefühl, diesen Satz schon irgendwann irgendwo gehört zu haben. Hatte nicht Wolfgang Schäuble vor kurzem etwas ganz ähnliches gesagt? Oder war es doch unser ruhelose Außenminister Jean Asselborn? Eine kurze Internetsuche bringt Gewissheit: Dieser Satz gehört mittlerweile zum standesgemäßen Repertoire der Berufspolitiker überall in Europa, ein Dauerbrenner, der seit Jahren immer dann bemüht wird, wenn über den Liebesentzug der Bürger für das europäische Projekt geklagt wird.

Die allgemeine Beliebtheit dieser kurzen Redewendung bei regierenden Politikern ist trotz ihrer Einfachheit erstaunlich, da ihre kontraproduktive Natur augenscheinlich ist. Erstens schwingt dabei mit, dass Europa eigentlich ganz gut funktioniert und zweitens, dass die Bürger zu doof sind, um genau das zu verstehen. Beide Annahmen stehen jedoch im Gegensatz zu den Erfahrungen, die eine immer mehr Menschen mit sich durch den Alltag schleppen. Angesichts dieser strukturellen Diskrepanz fragt sich der Bürger schließlich nicht mehr ob, sondern nur noch warum er veräppelt wird.

Dabei gibt es in der Tat einigen Erklärungsbedarf wenn es um die Europäische Union geht. Die Rentnerin in Griechenland versteht nicht, warum ihre Rente halbiert wurde, der spanische Universitätsabsolvent versteht nicht, warum er keinen Job findet und der Cafébesitzer in den Niederlanden versteht nicht, warum er mehr Steuern zahlt als Starbucks.

Das Problem, das immer mehr Menschen mit dieser europäischen Konstruktion haben, ist allerdings kein didaktisches. Es fehlt nicht an pädagogischem Einfühlungsvermögen oder mangelhaften Kommunikationsstrategien, sondern an politischer Einsicht, dass es ohne einen Bruch mit der dominierenden neoliberalen Orientierung keine Zukunft gibt. Weder in Europa, noch im Nationalstaat.

Wenn heute immer wieder betont wird, Europa müsse „sozialer“ werden, dann geht das nur, wenn es einen grundsätzlichen Wechsel der Wirtschaftspolitik gibt. Ausdruck dieser Erkenntnis sind die europaweiten Proteste gegen Freihandelsabkommen wie TTIP und CETA, die getragen werden von einer umfassenden Allianz von Gewerkschaften, Umwelt-, Verbraucherschutz-, Entwicklungshilfe-organisationen, Landwirten und vor allem von Millionen europäischen Bürgern.

Das Paradox besteht gerade darin, dass in diesem transnationalem Widerstand, vielleicht die Geburtsstunde einer wirklichen europäischen Zivilgesellschaft besteht, die das Potential hat, ein „soziales“ Europa aufzubauen. Umso bedauerlicher und gefährlicher ist die Haltung der luxemburgischen Regierung, die CETA unterschreiben und TTIP weiterverhandeln will, selbst auf die Gefahr hin, sich politisch zu isolieren (immerhin rudern unsere Nachbarländer zurück). Wenn Premierminister Bettel, der sich sonst für keinen Kalenderspruch zu schade ist, dann noch diesen sozialen Widerstand als rein modisches Phänomen abtut und die Regierung (inklusive CSV) behauptet, man müsse die Freihandelsabkommen nur besser erklären, dann zeigt sich, wie weit die LSAP-DP-Gréng-Regierung von der Bevölkerung entfernt ist und wie wenig es ihr um ein soziales Europa geht.

Man muss Europa nicht besser erklären, man muss die europäische Politik fundamental verändern. Die europaweiten Proteste der Menschen sind ein wichtiger Anfang!

Marc Baum, Abgeordneter déi Lénk

Manifestation du 08 octobre: Luxembourg contre TTIP/CETA

La parole à l’opposition (Lëtzebuerger Gemengen)

Jean-Claude Juncker et Jean Asselborn ne se lassent pas de répéter que CETA est le meilleur traité de libre-échange jamais négocié. Mais ils ne nous disent pas pour qui.

L’Etat et les communes ont un devoir de prévoyance envers la population, et les richesses doivent être redistribuées en fonction des droits et des besoins de la population. Depuis l’avènement du néolibéralisme, père de ces traités, des entreprises privées tentent d’accaparer des services publiques à des prix ridicules. Par la suite, elles augmentent les prix pour les consommateurs, baissent les salaires et les conditions de travail se détériorent. En même temps, les investissements nécessaires ne sont plus effectués.

Le service universel dans l’intérêt des consommateurs prévoyant le meilleur prix et la meilleure qualité possible n’étant plus garanti, plusieurs villes allemandes ont annulé la privatisation des services techniques, de l’approvisionnement en énergie et en eau, et Paris a même re-communalisé son réseau d’eau.

La re-communalisation des services publiques peut donc être un remède contre les traités de libre échange. Par contre, une clause de statu quo ainsi que la « clause a? effet de cliquet » ancrées dans CETA figeraient les niveaux actuels de libéralisation et empêcherait toute future création de services publics.

Pour la première fois, un traité prévoit des listes négatives, ce qui signifie que tous les secteurs sont par défaut libéralisés sauf ceux qui sont mentionnés dans la liste. La liste luxembourgeoise est quasiment vierge.

déi Lénk s’est clairement positionné contre TTIP et CETA dès le début des négociations, et continuera à s’engager pour une amélioration des normes sociales, sanitaires et environnementales.

Rendez-vous donc le 8 octobre à 10h00 devant la gare de Luxembourg-ville pour la grande manifestation contre TTIP et CETA.

La fin de TTIP?

Le ministre de l’économie allemand Sigmar Gabriel déclare les négociations autour de l’accord de libre-échange TTIP comme pratiquement échouées, et le secrétaire d’état chargé du commerce extérieur Matthias Fekl s’engage publiquement au nom du gouvernement français pour un arrêt des négociations. Est-ce la fin de TTIP ou bien s’agit-il d’une manœuvre pour faire augmenter la pression dans le cadre de ces négociations?

Cela fait un moment que le gouvernement français exprime publiquement son désaccord avec le déroulement des négociations. En réalité, il se limite à une simple rhétorique agressive comme c’est les cas dans de nombreux autres pays européens. Les conséquences qui viennent d’être annoncées représentent une nouveauté: lors de la réunion de ministres chargés du commerce du 23 septembre à Bratislava, la France va soumettre une demande réclamant la fin des négociations autour de TTIP. En conséquence, la position du gouvernement luxembourgeois doit être rendu publique au plus tard à cette date.

La question qui se pose désormais au Luxembourg est de savoir s’il existe encore – contrairement à la position française  – un soutien politique auprès du DP, du LSAP et des Verts en faveur de TTIP? Ou bien est-ce que le Luxembourg va se rallier à l’initiative française?

“Afin de ne pas devoir s’engager fermement, le gouvernement luxembourgeois a toujours promis à veiller à ce que le parlement national ait son mot à dire dans les négociations sur CETA et TTIP. Si cette promesse du ministre en charge Jean Asselborn est toujours d’application, déi Lénk s’attend à ce qu’un débat suivi d’un vote sur la position luxembourgeoise soient organisés à la Chambre des Députés – et ceci avant le sommet de l’UE du 16 septembre” selon Marc Baum, député de déi Lénk.

En tout cas déi Lénk appelle le gouvernement luxembourgeois à soutenir la position française concernant TTIP et à s’engager pour un arrêt définitif des négociations. La façon de procéder de la France montre qu’un positionnement clair et net est possible.

Dans ce même contexte nous demandons au gouvernement luxembourgeois de se prononcer également contre CETA, le petit frère du TTIP. Tout comme l’accord avec les Etats-Unis, CETA recèle des dangers similaires.

Demande de convocation – Commission des Affaires étrangères

CETA-Augenwischerei : Nationale Parlamente ohne reale Einflussmöglichkeit

Am Dienstag erklärte Handelskommissarin Cecilia Malmström, dass die EU-Kommission nun doch bereit ist, die Parlamente der Mitgliedstaaten über das Freihandelsabkommen mit Kanada (CETA) abstimmen zu lassen. Diese Kehrtwende wird jedoch keine aufschiebende Wirkung haben, da das Abkommen längst in Kraft sein wird, ehe es den nationalen Parlamenten vorgelegt wird.

Malmström wird nach eigenen Aussagen gleich im Anschluss an das Votum des Europaparlaments ein vorläufiges Inkrafttreten des Abkommens beantragen. Diese provisorische Implementierung muss durch den Ministerrat mit qualifizierter Mehrheit abgesegnet werden, was nach derzeitigem Stand jedoch reine Formsache ist. „Die nationalen Parlamente werden über ein Abkommen debattieren, das zu dem Zeitpunkt längst eine politische und ökonomische Realität darstellt. Eine unabhängige Entscheidung ist unter diesen Umständen kaum möglich, denn je länger CETA in Kraft ist, desto schwieriger wird es sein, diese Realitäten rückgängig zu machen“, so der Sprecher von déi Lénk Gary Diderich.

Der Ratifikationsprozess kann sich im Übrigen über mehrere Jahre hinziehen. Auch bei einer eventuellen Ablehnung in einem nationalen Parlament, wird das vorerst ohne Konsequenzen für das Abkommen bleiben. Wie bereits in der Vergangenheit, könnte im betreffenden Land zu einem späteren Zeitpunkt ein weiteres Votum abgehalten werden, bis das gewünschte Ergebnis erreicht ist.

Provisorische Implementierung des gesamten Abkommens

Die provisorische Implementierung betrifft voraussichtlich das Abkommen in seiner ganzen Breite, inklusive der umstrittenen Schiedsgerichte. Eigentlich dürfen die Teile, die in „gemischter“ Kompetenz liegen, nicht vorläufig in Kraft gesetzt werden. Malmström unterstrich jedoch am Dienstag klar, dass die EU-Kommission aus rechtlicher Sicht bei ihrer Position bleibt, dass CETA ausschließlich in EU-Kompetenz liege, und dass man nur aus politischen Gründen einer Mitbestimmung der nationalen Parlamente zugestimmt habe.
Dadurch würde die provisorische Implementierung auch das gesamte Abkommen betreffen, es sei denn, ein neues juristisches Gutachten widerlegt die Meinung der EU-Kommission.

Der Ball liegt bei den nationalen Regierungen

Mehrere Regierungen, darunter auch Luxemburg, hatten sich in Brüssel dafür eingesetzt, dass die nationalen Parlamente über CETA abstimmen dürfen. Dabei handelt es sich jedoch weitgehend um ein Scheingefecht, das die öffentliche Meinung beruhigen sollte. Wäre es ihnen tatsächlich um eine demokratische Entscheidungsfindung gegangen, hätten sie ihre Parlamente abstimmen lassen, ehe sie dem Abkommen im Ministerrat grünes Licht geben. Darauf hätte Brüssel keinen Einfluss gehabt.
Durch die Entscheidung der EU-Kommission liegt der Ball jetzt wieder bei den nationalen Regierungen. „Wenn die Regierungen tatsächlich eine demokratische Abstimmung wünschen, dürfen sie die vorläufige Inkraftsetzung von CETA nicht zulassen“, so die Sprecherin von déi Lénk Carole Thoma. „Alles andere ist Augenwischerei!“

CETA: die Demokratie wird abgeschafft!

EU-Kommissions-Präsident Juncker will die nationalen Parlamente von der Entscheidung zum sogenannten „Freihandels”-Abkommen mit Kanada ausschließen.

Typisch EU-Liberalisierung und Deregulierung: Um internationalen Konzernen mehr Profit zu bescheren, entmachtet die Politik sich wieder einmal selbst. In Zukunft dürfen demokratisch gewählte Parlamente keine sozial oder ökologisch schädlichen Produkte und Dienstleistungen mehr verbieten. Andernfalls können Investoren, die niemand gewählt hat, die Staaten deswegen verklagen.

Demokratie heißt Volksherrschaft. Daher hat die Politik jedes Landes nicht nur das Recht, sondern die Pflicht, die Interessen der Menschen zu verteidigen, wenn deren soziale und ökologische Rechte angegriffen werden. Parteien, die das „S” wie „sozial” oder die Farbe Grün im Namen tragen, dürfen unter keinen Umständen einem Vertrag zustimmen, der soziale und grüne Politik unmöglich machen will!

Der Juncker-Vorstoß zeigt, wie richtig déi Lénk lagen, als sie CETA im Parlament zur Sprache brachten und ein klares Nein der Regierung beim EU-Rat in Brüssel forderten. Dies im Einklang mit einem breiten Bündnis von Gewerkschaften und NGOs, die CETA und TTIP seit langem als große Gefahr für Demokratie, Rechtsstaat, soziale Rechte und Umweltschutz erkannt haben.

Luxemburg soll CETA juristisch überprüfen lassen

In einem Interview mit RTL Radio teilte Premierminister Xavier Bettel mit, dass die luxemburgische Regierung sich das Recht vorbehält, die Entscheidung der Kommission juristisch überprüfen zu lassen. déi Lénk fordern die Regierung dazu auf, diese Ankündigung sofort umzusetzen. Außerdem soll die Regierung einen Schritt weitergehen und das gesamte Abkommen auf seine Vereinbarkeit mit den EU-Verträgen überprüfen lassen. Laut Artikel 218 (11) des Vertrags  über die  Arbeitsweise der Europäischen Union hat jeder Mitgliedstaat das Recht, ein Gutachten  des  Gerichtshofs  über  die  Vereinbarkeit  eines  geplanten  Abkommens  mit  den  Verträgen einzuholen.  Ist  das  Gutachten  des  Gerichtshofs  ablehnend,  so  kann  CETA nur  in Kraft  treten,  wenn  das Abkommen oder  die  Verträge  geändert  werden.

Regierungsmotioun verhënnert CETA net.

„De CETA ass keen einfachen Handelsaccord wou just Tariffer oder technesch Normen ugepasst ginn, genau sou wéineg wéi den TTIP oder déi aner Fraïhandelsverträg vun der neier Generatioun. Déi zwee Accord’en kann a muss een an engem Otemzuch nennen, well se der selwechter Philosophie entsprangen an vergläichbar Dispositiounen hunn. Et sinn ëmfangräich Vertragswierker, déi sämtlech ökonomesch Beräicher erfaassen an dorobber ofzilen, eng ultraliberal Uerdnung a Steen ze meesselen.“

Matt dëse Wierder huet den Députéierte Marc Baum an der Chamber d’Position vun déi Lénk zum CETA-Accord tëschent der EU a Kanada kloer zum Ausdrock bruecht. Matt dem Depôt vun enger Motioun, déi d’Regierung opfuerdert zu Bréissel am Rot géint CETA ze stëmmen, hat déi Lénk en Debat an der Chamber zu dëser Fro forcéiert. Och wann d’Motioun schlussendlech vun DP, CSV, LSAP a Gréng ofgelehnt gouf, woar déi Démarche awer en Erfolleg. Wär et no der Regierung gaang, wär héchstens an der aussepolitescher Kommissioun doriwwer diskutéiert ginn.

Sou hunn déi eenzel Parteie misste Faarf bekennen, woubäi verschidde Riedner sech uerdentlech hu misse verbéien. Fir d’Motioun vun déi Lénk ze konteren an awer no baussen eng “kritesch” Haltung ze weisen, hunn d’Regierungsparteien eng Géigemotioun presentéiert, bei daer ët effektiv eenzel Elementer ginn, déi grondsätzlech an déi richteg Richtung ginn. Dofir hunn déi Lénk och net dergéint gestëmmt.  Mä déi Motioun wäert CETA mat Sécherheet net verhënneren, jo net emol verzögeren, an dofir konnten d’Députéierte vun déi Lénk och net derfir stëmmen.

Wann een se nämlech am Detail kuckt, mierkt ee schnell, datt se déi aktuell Virgoensweis vun der Regierung net wierklech ännere kann, well d’Fuerderunge quasi alleguerte ganz vague formuléiert sinn. Den éischten Tiret verlaangt zum Beispill vun der Regierung: „à soutenir au sein du Conseil de l’UE toute démarche visant à clarifier les questions juridiques controversées ». Och wa verschiddenen Akteuren dat als e grousse Fortschrëtt bewäerten, heescht et an der Praxis just, dat Lëtzebuerg sech enger eventueller Demarche an déi Richtung géif uschléissen, net awer datt d’lëtzebuergesch Regierung esou eng Demarche muss initiéieren, a scho guer net, datt dat eng Konditioun fir eng lëtzebuergesch Zoustëmmung ass.

Als eenzege verbindleche Punkt kann een den zweeten Tiret verstoen. Do gëtt verlaangt, datt d’Regierung zu Bréissel géint CETA stëmmt wann d’Kommissioun drop insistéiert, fir déi national Parlamenter ze iwwergoen. Mä och dat huet den Ausseminister Asselborn an der Debatt relativéiert, wou e sot, et misst ee nach kucken, op d’EU-Verträg dat géifen zouloossen. An och wann dat géif agehale ginn, géif dat just heeschen, datt d’Chamber an e puer Méint oder an e puer Joren iwwert e Vertrag däerft ofstëmmen, deen zu deem Zäitpunkt scho laang a Kraaft ass.

déi Lénk bleiwen bei hirer Haltung: de CETA entspréngt derselwechter Philosophie an huet vergläichbar Dispositiounen wéi den TTIP an gehéiert domadder op den Tipp.

Eis Motioun

Regierungsmotioun

 

CETA: Showdown am Dienstag

Die luxemburgische Regierung will dem Freihandelsabkommen CETA zustimmen, ohne das luxemburgische Parlament zu befragen. Angesichts dieser zutiefst undemokratischen Vorgehensweise, werden déi Lénk am Dienstag eine Abstimmung forcieren.

Die Regierung hat am 13. Mai in Brüssel bereits informell ihre Unterstützung für CETA erklärt, ohne vorher die Zustimmung des Parlaments einzuholen. Da die EU-Kommission zusätzlich alle Hebel in Bewegung setzt, um eine Ratifizierung durch die nationalen Parlamente zu umgehen, besteht die Gefahr, dass das Abkommen nie von den luxemburgischen Abgeordneten votiert werden muss. Angesichts eines derart umstrittenen und umfangreichen Vertragswerkes, das eine breite demokratische Legitimation voraussetzen würde, ist diese Vorgangsweise schlichtweg inakzeptabel.

Aus diesem Grund haben déi Lénk eine Motion hinterlegt, über die am Dienstag dem 07. Juni im luxemburgischen Parlament abgestimmt wird. Sie sieht vor, dass die Regierung bei der finalen Abstimmung im Rat gegen CETA stimmt, sich gegebenenfalls gegen eine vorläufige Inkraftsetzung wehrt und bei den restlichen EU-Mitgliedsstaaten aktiv um Alliierte für den Widerstand gegen CETA sucht. Durch diese Motion werden die Abgeordneten gezwungen, sich für oder gegen CETA auszusprechen. Alle Parteien werden also Farbe bekennen müssen, ehe die Regierung dem Vertrag am 20. Juni endgültig zustimmen kann.

déi Lénk teilen die Einschätzung einer breiten Allianz der luxemburgischen Zivilgesellschaft und unterstützen ausdrücklich deren Forderung nach einer Ablehnung von CETA. Das Abkommen enthält vergleichbare Bestimmungen wie sie auch bei TTIP vorgesehen sind und gilt als Türöffner für das Freihandelsabkommen mit den USA. Unter anderem wird durch CETA ein umstrittenes Schiedsgericht eingerichtet, vor dem Staaten von multinationalen Konzernen verklagt werden können. Außerdem werden europäische Gesundheits- und Umweltnormen, sowie die öffentlichen Dienstleistungen unter Druck geraten.

Hintergrund

Die EU-Kommission hat am 13. Mai dem Rat “Internationaler Handel und Zoll” mitgeteilt, dass sie das Freihandelsabkommen CETA zwischen der EU und Kanada voraussichtlich nicht als gemischtes Abkommen einstufen wird. Diese Einschätzung führt dazu, dass das Abkommen nur vom Europaparlament, nicht aber von den nationalen Parlamenten ratifiziert werden muss.

Da diese Einschätzung der EU-Kommission nur durch Einstimmigkeit im Rat gekippt werden kann und zumindest  Großbritannien die Meinung der EU-Kommission unterstützt, ist die Wahrscheinlichkeit sehr hoch, dass CETA auch ohne Zustimmung des luxemburgischen Parlaments in Kraft treten kann. Unabhängig davon hat die EU-Kommission zusätzlich das Recht, dem Rat eine Entscheidung zur vorläufigen Inkraftsetzung des Vertrags vorzulegen.

Die endgültige Entscheidung über CETA fällt wohl in einer weiteren Ratssitzung am 20. Juni und die Motion von déi Lénk zielt darauf ab, dass die luxemburgische Regierung bei dieser Gelegenheit ihre Zustimmung zu dem Vertragswerk verweigert. Dieses Datum ist im Übrigen kein Zufall. Angesichts der Bedeutung Großbritanniens für die Einstufung von CETA, will die EU-Kommission diese Abstimmung noch vor dem Brexit-Referendum durchboxen.

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